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Letzte Änderung: 09.01.2021 um 15:30 Uhr

24.694 Neuinfektionen und 1.083 Todesfälle wurden neu vom RKI gemeldet. Das sind positiverweise deutlich weniger gemeldete Neuinfektionen als gestern. Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen steigt also zumindest bislang nicht weiter deutlich an, trotz mittlerweile 14 tagen sei einer Vielzahl von privaten Weihnachtszusammenkünften. Ob damit aber wirklich alle Fälle erfasst wurden ist unwahrscheinlich. Die Positivrate der Tests hat eine Höchststand erreicht, während die Zahl der Tests zurückgegangen ist.

Die Vergabe von Impfterminen für die erste Impfgruppe ist leider deutlich suboptimal gestaltet.

Gerade die vulnerabelsten sehr alten Menschen sind oft nicht in der Lage übers Internet einen Termin zu vereinbaren und Telefonhotlines sind nicht erreichbar. Zu Hause von Angehörigen gepflegte Senioren werden schlicht im Stich gelassen. Die pflegenden Angehörigen sind wegen der Coronapandemie seit langem mit zig neuen Problemen konfrontiert, die sie ohne Hilfen auffangen müssen. Es kann nicht mehr jeder Putzdienst oder Physiotherapie oder sonstige Helfer als zusätzlicher Kontakt in die Wohnung reingelassen werden. Schutzausrüstung, Masken sowie vorsorgliche Coronatests mussten auch in Zeiten des Mangels privat irgendwie organisiert und finanziert werden. Natürlich sind Pflegeheimbewohner besonders gefährdet. Das ist aber keine Entschuldigung dafür, dass andere Hochrisikogruppen die zu Hause privat gepflegt werden nicht besser geschützt werden.

Sofern ein Senior - ggf. mit Hilfe von Angehörigen - online einen Impftermin beantragt hat, erhält er zwei fest vorgegebene Termine. Aufgrund des zeitlichen Vorlaufs sollte es noch möglich sein, anstehende Terminkollisionen zu beseitigen. An einen Schildbürgerstreich muss man jedoch spätestens dann glauben, wenn Betroffene nicht aus den offiziellen Terminbestätigungen sondern rein zufällig durch andere Kanäle erfahren, dass das die pflegebedürftigen, gehbehinderten Senioren im benannten Impfzentrum auch zeitlich länger dauernde Wege zurücklegen müssen, ohne dass die Örtlichkeit barrierefrei wäre.

Es ist richtig und erforderlich, zuerst vulnerable Personengruppen und gefährdetes medizinisches Personal zu impfen. In der Praxis wird sich um Heimbewohner gekümmert, während die zu Hause gepflegten Risikopatienten schlicht gegenüber noch fitteren 80- jährigen durch die Einordnung in die gleiche Priorisierungsstufe benachteiligt werden.

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